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Leidenschaft im Beruf: ein bloggender Malermeister

Leidenschaft im Beruf: ein bloggender Malermeister

Arbeit ist nicht alles, doch glücklich ist, wer seine Leidenschaft zum Beruf machen konnte. Selbstständig zu sein stellen sich dabei viele als „größtes berufliches Glück“ vor. Doch gerade als Dienstleister schlägt man sich auch mit eigenwilligen Kunden herum. Malermeister Werner Deck hat das für sich sehr pfiffig gelöst: Er bloggt mit Freude über seinen Alltag und erzählt dabei auch von dem einen oder anderen Kunden.

Kundenwünsche nimmt Herr Deck sehr ernst, wenn sie fair bezahlt werden.
Kundenwünsche nimmt Herr Deck sehr ernst, wenn sie fair bezahlt werden.

Neueste Trends, anspruchsvolle Kunden und manchmal auch anstrengende „Preisverhandlungen“ – wir wollten im Interview mit Herrn Deck wissen, wie deutsche Wohnzimmer aussehen und wieso manche Kunden so eigenwillig sind. Auf seinem Blog http://www.malerdeck.de/blog/ erzählt Deck nicht nur, wie es ihm mit Kunden ergeht, sondern welche Erfahrungen er selber als Kunde so macht.

Ganz lange war ja „Terracotta“ eine beliebte Farbe – auch wenn keiner so recht wusste, wie genau das jetzt aussieht und es alles von knalligem Orange bis zu blass-gelb gab, was so hieß. Gibt es heute auch noch so einen Trend, den alle Kunden wollen und wo es keine einheitliche Meinung gibt, was das nun eigentlich ist/wie es aussieht?

Immer wieder werden „Trends“ ausgerufen oder beliebte Farben behauptet. Alles falsch! Nach einer Untersuchung sind 76% der deutschen Wohnzimmerwände mit Raufaser tapeziert und weiß oder leicht getönt gestrichen. Das ist auch meine Erfahrung bei meinen Kunden. Der Trend, wenn Sie so wollen, ist weiß.

Haben Sie Tricks, wie kleine Räume größer wirken oder große Räume gemütlicher?

Das ist eine Mär, dass kleine Räume durch entsprechende Farbgestaltung größer wirken können. Kleine Räume sind und bleiben klein, da gibt es keine Tricks. Gemütlich kann man sie dennoch einrichten.

Klar, über Geschmack lässt sich eigentlich nicht streiten – trotzdem: Haben Sie schon mal einen Auftrag gehabt, der irgendwie anders oder „abgefahren“ war? In einem Haus alles schwarz streichen oder so etwas?

Malermeister Deck im Interview.
Malermeister Deck im Interview.

Das gibt es ganz selten. Vor vielen Jahren malten wir z.B. einmal auf die Außenseite eines Garagentors einen aus seinem Käfig, durch die gebrochenen Eisengitter, ausbrechenden Tiger. Die Garage des Kunden war wochenlang ein beliebtes Ausflugsziel in der dortigen Gemeinde.

Auf Ihrem Blog erzählen Sie ja auch immer wieder von Begebenheiten mit Kunden – was waren denn Ihre schrägsten Auftraggeber oder die schlimmsten Kunden?

Da könnte ich viel erzählen. Nur eine kleine Geschichte über die Preisdiskussion mit einem Künstler, dem mein Angebot viel zu hoch war und der seine eigenen Berechnungen anstellte. Sein Atelier sollte renoviert werden. Kurzfristiger Termin, qualifizierte Beratung, schnelles Angebot, wie bei mir üblich.

Nachdem dem Künstler mein Pauschal-Festpreisangebot vorlag, wollte er alles ganz genau aufgeschlüsselt haben: Quadratmeter, Materialverbrauch, Stundenlohn, Stundenanzahl. Begründung: Er wolle nachprüfen, wie die Angebotssumme zustande kommt. Er hätte andere Berechnungen angestellt.

Dem Künstler antwortete ich mit der Frage, ob er im Alltag überall aufgeschlüsselte Preise verlange, z.B beim Bäcker, im Restaurant, bei Textilien etc., und wie er es diesbezüglich mit den Preisangaben bei seinen Kunstwerken hält.

„Versehen Sie Ihre Kunstwerke auch mit aufgeschlüsselten Preisen über Quadratmeter, Materialverbrauch, Stundenzahl, Stundenlohn etc., damit der geneigte Kunstinteressent nachvollziehen kann, wie Sie auf die Summe für Ihr Kunstwerk kommen?“, war meine Frage an den Künstler.

Damit endete die Diskussion.

Ich hab gesehen, Sie haben eine Tapete gegen Elektrosmog im Angebot – wie genau muss ich mir das vorstellen? Wie funktioniert das und funktionieren dann am Ende auch meine Elektrogeräte nicht mehr?

Das funktioniert tatsächlich. Die physikalische Erklärung würde den Rahmen hier aber sprengen. Alle Elektrogeräte funktionieren natürlich nach wie vor. Es geht um die Abschirmung gegen den Elektrosmog von außen, z.B. durch Antennen/Sender für Mobilfunkgeräte etc.

So im Durschnitt, wie oft sollte man seine Wände streichen oder gar tapezieren? Auch aus gesundheitlichen Aspekten – da setzt sich doch wahrscheinlich eine Menge fest, oder?

Da gibt es keine festen Regeln. Renoviert wird dann, wenn etwas unansehlich geworden ist oder wenn sich gestalterisch etwas ändern soll. Grundsätzlich sind die Renovierungsintervalle bei unseren Kunden aber sehr lang. 10 bis 15 Jahre und noch länger sind keine Seltenheit, sondern eher die Regel.

Aktuell haben Sie einen Post auf Ihrem Blog, der davon erzählt, dass gerne nach einer Preisreduktion bei einem Zweitauftrag gefragt wird – Sie vergleichen das mit den Brötchen beim Bäcker. Woher kommt diese Mentalität, beim einen Dienstleiser (dem Bäcker oder Metzger) nie im Leben auf so eine Idee zu kommen und gerade Handwerker dürfen sich öfters anhören „da könne man doch bestimmt noch was am Preis machen?“

Daran sind m.E. die Handwerker zum Teil selbst schuld. Da werden Angebote beim Kunden abgegeben mit der Bemerkung: „Über den Preis können wir schon noch reden“. Oder der Handwerker bietet von sich aus eine Reduzierung an, wenn der Nachbar die Fassade auch mit machen lässt. Das habe ich noch nie verstanden. An der Tanke bekomme ich das Benzin auch nicht billiger, wenn ich mit zwei Autos tanke.

Ihr Blog wirkt so als hätten Sie eine Menge Freude an Ihrem Beruf – welcher Arbeitsschritt macht Ihnen am meisten Spaß?

Da gibt es keinen speziellen Arbeitsschritt. In meinem Unternehmerleben ist alles spannend, von morgens bis abends, jeden Tag. Am meisten Spaß machen mir die Geschichten, über die ich im Blog schreibe.

Vielen Dank für das Interview.

Bilder: archideaphoto, shutterstock.com; Werner Deck

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