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Faszination Erotikliteratur

Faszination Erotikliteratur

Die Jahre 2011 und 2012 standen ganz im Zeichen der Erotikliteratur. Die Trilogie Shades of Grey katapultierte die Gattung der erotischen Literatur ins Rampenlicht. Vor diesem großen Durchbruch gelang es schon 2008 Charlotte Roche mit Feuchtgebiete einen Bestseller zu schreiben, der sich ebenfalls recht ausführlich sexuellen Praktiken widmet. Bleibt zu fragen, was uns an diesen Erotikromanen so fasziniert, dass abertausende dieser Bücher verkauft werden?

Eine Frau hälte eine Peitsche hinter ihrem Rücken. Im Fokus des Bildes ist ihr Gesäß.
Erotikliteratur boomt: Seit dem Erscheinen von Shades of Grey besteht ein verstärktes Interesse an Erotik im Buchformat.

Die Rekorde brechende Trilogie

Kaum jemand hat sie NICHT gelesen, die drei Bücher der Engländerin E. L. James. Shades of Grey – Geheimes Verlangen/ Gefährliche Liebe/ Befreite Lust lauten die deutschen Titel dieser höchst erfolgreichen erotischen Geschichten. Der erste Teil verkaufte sich schneller als Harry Potter! Die gesamte Trilogie ging weltweit über 70 Millionen Mal über den Ladentisch. Jedoch wurde der Inhalt der Romane nicht immer nur positiv kritisiert. Manch einer bezeichnete die Romane als „Hausfrauenpornos“, deren Handlung idealtypisch und deswegen langweilig aufgebaut sei. Kurz zusammengefasst geht es darum: Die 21-jährige, wunderschöne, noch jungfräuliche Protagonistin verliebt sich in einen sechs Jahre älteren, ebenfalls sehr gut aussehenden Milliardär. Dieser hat anfänglich keinerlei tieferen Gefühle für das junge Mädchen, sondern benutzt es lediglich, um mit ihr seine sexuellen Bedürfnisse, die im SM-Bereich verankert sind, zu befriedigen. Es ist wohl dieser Kontrast aus Unschuld und dem gesellschaftlich eher als verdorben geltenden SM-Gelüsten, der den Reiz dieses Buches ausmacht.

Der Ekelroman schlechthin

Die Faszination des Ekels kann man schon auf den ersten paar Seiten des zum Teil autobiografischen Romans Feuchtgebiete erleben. Dieser Bestseller des Jahres 2008 spielt mit gesellschaftlichen Vorstellungen von Ekel, Scham und Tabus jeder Art. Weil auch sexuelle Praktiken und Selbstbefriedigungsszenen der 18-jährigen Hauptdarstellerin beschrieben werden, kann man den Roman zur sexuellen Literatur zählen – jedoch muss man ihn eher am Rand der Gattung situieren. Ein Ziel der Autorin, Charlotte Roche, war es, übertriebene Hygienevorstellungen zu kritisieren. Die Umsetzung ihres Vorhabens ist alles andere als gewöhnlich.

Anti-Porno einer Literaturnobelpreisträgerin

Elfriede Jelinek ist eine österreichische Schriftstellerin, deren Stil äußerst kritisch und provozierend ist. Umso seltsamer klingt es, dass diese Autorin sich der Aufgabe stellen wollte, einen Porno für Frauen zu schreiben. Nach ihren eigenen Angaben scheiterte dieses Projekt, weil die Sprache so etwas nicht zulässt. In ihrem Roman Lust geht es alles andere als lustvoll zu. Ganz wie im Pornofilm steht auch in ihrem Werk der Geschlechtsakt im Mittelpunkt. Dieser ist vom männlichen Willen dominiert und gleicht meist einer Vergewaltigung. Dieser Roman verfügt über keinerlei Ähnlichkeit zu Shades of Grey, ist aber nicht minder lesenswert.

Foto: Serg Shalimoff /shutterstock.com