Bei Rheuma unbedingt auf besonders sorgfältige Zahnpflege achten
Patienten mit einer rheumatischen Erkrankung sollten auf eine sorgfältige Mundhygiene achten und wenn nötig ihren Zahnhalteapparat gründlich sanieren lassen. Dazu raten die Rheumatologen des Bundesverbands Deutscher Rheumatologen (BDRh) in Bad Aibling unter Berufung auf die Ergebnisse mehrerer aktueller Studien. Die Periodontitis ist eine sehr weit verbreitete Erkrankung des Zahnhalteapparates in der Bevölkerung. Ca. 80 % erkranken daran mit einem unterschiedlichen Schweregrad.
„Stichprobenuntersuchungen haben gezeigt, dass über die Hälfte der Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) unter bakteriellen Entzündungen des Zahnhalteapparates (Periodontitis) leiden“, erläutert Dr. Edmund Edelmann, Vorsitzender des BDRh und praktizierender Rheumatologe in einer Gemeinschaftspraxis im bayerischen Bad Aibling.
„Patienten mit Morbus Bechterew, die unter einer Entzündung der Sehnenansätze, besonders an Becken und Wirbelsäule leiden (ankylosierende Spondylarthritis), haben sogar ein 6,8-fach erhöhtes Risiko für eine Periodontitis. Aber auch bei Rheuma im Kindes- und Jugendalter besteht eine erhöhte Gefahr, eine Periodontitis zu entwickeln. Wie wir aus aktuellen Forschungsarbeiten einer interdisziplinären Forschergruppe an der Berliner Charite wissen, liegt das darin begründet, dass beide Krankheitsbilder entzündlich bedingt sind und sich möglicherweise gegenseitig verstärken können.“
Die Folge beider Erkrankungen ist letztlich ein schleichender Abbau von körpereigenem Gewebe wie Knorpel und Knochen – es kommt zu einer Zerstörung der Gelenke im Fall einer RA bzw. des Zahnhalteapparates im Fall einer Periodontitis. „Daran beteiligt sind in beiden Entzündungsprozessen ähnliche entzündungsfördernden Substanzen (wie z.B. bestimmte Zytokine und Prostaglandine), wobei weitere Untersuchungen noch folgen müssen“, berichtet Prof. Dr. med. Gerd-Rüdiger Burmester, Leiter der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte.
„Aktuell wird einer der vielen Keime in der Mundflora intensiv erforscht, da sich in einigen Untersuchungen gezeigt hat, dass dieses Bakterium möglicherweise bei diesem Entzündungsprozess eine führende Rolle spielt und einige Substanzen, die auch bei der RA nachgewiesen wurden, selbst bilden kann. Der genaue Zusammenhang ist allerdings immer noch unklar.“
Höhere Krankheitsaktivität mit Perioradontitis Rheuma kann eine Periodontitis also begünstigen. Das ist andererseits auch umgekehrt der Fall: Die bakteriellen Erreger einer Periodontitis können die Aktivität einer rheumatischen Erkrankung verstärken. „Aktuelle Studiendaten aus Rumänien zeigen, dass bei RA-Patienten mit Periodontitis eine etwas höhere Krankheitsaktivität als bei RA-Patienten ohne Periodontitis zu beobachten ist“, betont Burmester.
Möglicherweise können die Periodontitis -Bakterien bei RA-Patienten auch in den Gelenken direkt zu den Gewebeschädigungen beitragen. Wie US-Forscher aktuell berichten kann eine Periodontitis sogar bei gesunden Nichtrauchern das Risiko für eine Erkrankung an RA bereits um das 2,6-fache erhöhen. „Umso wichtiger ist es, Patienten, die bereits an einer rheumatischen Erkrankung leiden, auf die Notwendigkeit einer regelmäßigen und gewissenhaften Zahnpflege hinzuweisen und zum Zahnarzt zu überweisen, falls eine zahnmedizinische Therapie oder spezielle Pflegeanleitung erforderlich sein sollte“, rät Edelmann. „Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass die interdisziplinäre Vernetzung verschiedener Fachgebiete bei der Behandlung von Rheumapatienten zunehmend an Bedeutung gewinnt.“
Quelle: http://www.internisten-im-netz.de